Psychoanalyse und Film: Pappa ante portas

Filmplakat des Films Psychoanalyse und Film: Pappa ante portas

Dauer 89 Minuten FSK 0

Produktion Deutschland 1991

Darsteller:innen Dagmar Biener, Evelyn Hamann, G. Schmidt-Foss, Inge Wolffberg, Ortrud Beginnen, Vicco v. Bülow u.a.

Vicco von Bülow, alias Loriot, schuf mit seinem zweiten Kinofilm „Pappa ante portas“ eines seiner unvergessenen Meisterwerke (nach Ödipussi, 1988), an seiner Seite Loriots langjährige Sketch- und Filmpartnerin Evelyn Hamann: Heinrich Lohse, Abteilungsleiter der Deutschen Rohrwerke, beendet sein mit preußischer Präzision geführtes Berufsleben, um die freigesetzten Organisationskapazitäten nun ganz dem familiären Haushalt zu widmen. Gattin Renate allerdings zeigt sich wenig erfreut, und tatsächlich sind mehrere Paletten Senf zwar kostengünstig, doch für einen Dreipersonen-Haushalt wenig zweckmäßig. Es folgt heiteres Chaos im Lohseschen Heim – qua abonnierten Wurzelbürsten, Einzelgesprächen mit den Zeugen Jehovas sowie einem Filmteam, dass mit nachhaltigen Konsequenzen das Einfamilienhaus besetzt. Zwischen Renate und Heinrich Lohse droht der Rosenkrieg auszubrechen, und dann naht auch noch der 80. Geburtstag der Schwiegermutter.

B/R: Vicco von Bülow.

PSYCHOANALYSE UND FILM in Bielefeld

Der Arbeitskreis psychologischer PsychotherapeutInnen (app:), psychotherapeutisches Netzwerk mit Sitz in Bielefeld, setzt im Juli 2024 die Veranstaltungsreihe PSYCHOANALYSE UND FILM in Kooperation mit dem Lichtwerk Kino fort. Es werden Filme gezeigt, die von PsychoanalytikerInnen und KollegInnen anderer Berufsgruppen kommentiert und mit dem Publikum diskutiert werden. Aspekte des Lebenszyklus unter besonderer Berücksichtigung des Alters werden in Loriots „Pappa ante portas“ wie in einem Brennglas karikiert und zugleich sehr ernsthaft dargestellt. Diese zwei Aspekte des „alten Preußen“ Vico von Bülow, vermeintlicher Klamauk und große Ernsthaftigkeit, zeichnen seine ganz natürliche Nähe zu jenem Grenzgang zwischen Primär- und Sekundärprozess aus, der psychoanalytisches Denken auszeichnet. Der Film ist voller diskreter und offenkundiger Anspielungen auf existenzielle Lebensthemen zum Lebenszyklus, zur Sexualität, zum Alter, zum Tod und zu Motiven des kollektiven Unbewussten der Deutschen, die zum Schmunzeln aber auch zur kritischen Selbstreflexion anregen. Man kann den Film, so Prof. Dr. von der Stein, als späte Gesellschaftskritik im Nachklang der 68er verstehen oder ihn als eine Aneinanderreihung oberflächlicher Gags abtun, wenn man ihn jedoch in Bezug auf das Alter unter psychoanalytischen und psychohistorischen Gesichtspunkten betrachtet, wird deutlich, dass „Pappa ante portas“ viele repetitive Muster anspricht und wie aktuell der Film noch heute ist.

Zum Referenten: Prof. Dr. med. Bertram von der Stein ist Arzt für Psychotherapeutische Medizin, Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychoanalytiker (DGPT, DPG) und Gruppenanalytiker (D3G), Vorsitzender und Lehranalytiker des IAGD (Institut für Analytische Gruppenpsychotherapie und Gruppendynamik e.V.), Lehranalytiker und Dozent am Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie Düsseldorf, Lehrtätigkeit am Institut für Sozialwesen an der Uni Kassel. Nach klinischen Tätigkeiten im Rheinland seit 2003 niedergelassen in eigener Praxis in Köln. Publikationen und Vortragstätigkeiten sowie Mitherausgeber der Zeitschrift Psychotherapie im Alter (PiA).

 

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